Die MIR-Station fliegt zurzeit im so genannten Automatik-Modus in einer Höhe von 270 bzw. 290 Kilometer (15. Februar 2001). Der PROGRESS-Transporter M1-5, der am 25. Januar von Baikonur Richtung MIR startete und zwei Tage später erfolgreich an die MIR andockte, führt rund zwei Tonnen Treibstoff an Bord, die für mehrere Absenk-Manöver der MIR vorgesehen sind.
Bis zum Erreichen einer Bahnhöhe von ca. 250 Kilometer lässt man die MIR allein durch das natürliche Abbremsen in der Restatmosphäre der Erde absinken. Wenn sie Mitte März diese Höhe erreicht hat, soll das eigentliche Absenk-Manöver mit Hilfe der Progress beginnen. Der letzte Impuls soll dann so gegeben werden, dass der Absturz über dem Südpazifik stattfindet.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des DLR
Hintergrund-Information Nr. 02/2001 - khe
MIR - 15 Jahre Forschung unter Weltraumbedingungen
19. Februar 2001 - 15. Geburtstag der Raumstation MIR
Bonn - Am 19. Februar 2001 hat die Raumstation MIR ihren 15. Geburtstag; ein recht hohes Alter für eine Raumstation, die ursprünglich gerade mal für sechs bis sieben Jahre konzipiert war. Aber für die "Raumfahrer" auch eine Zeit, Abschied von der MIR zu nehmen, denn der kontrollierte Absturz Mitte März 2001 steht kurz bevor.
Aufbau der MIR
Mit dem Start des Basismoduls 1986 begann die damalige Sowjetunion den Aufbau der dritten Generation bemannter Forschungslabors im Weltraum. Schritt für Schritt wurde die MIR aus weiteren fünf Modulen zu einer Raumstation mit einer Gesamtmasse von mehr als 130 Tonnen zusammengebaut: An das Basismodul schlossen sich Kvant, Kvant 2, Kristall, Spektr an. Erst 1996 wurde der Bau der Station mit dem Andocken des Moduls Priroda fertiggestellt. Als Raumtransporter setzte Russland die Sojuskapsel, die maximal drei Kosmonauten beförderte, sowie die unbemannte Progresskapsel ein.
Deutsche Nutzung in den Anfängen
In den Anfangsjahren stand die Raumstation nur den Partnern des früheren Ostblocks für Experimente zur Verfügung. Das Institut für Kosmosforschung (IKF) der damaligen DDR entwickelte das Mehrkanalspektrometer MKS-M, das bereits auf Salut 7 für Untersuchungen der Atmosphäre und für Ozeanerkundung eingesetzt wurde. 1986 überführte die erste Kosmonauten-Crew das Spektrometer sowie andere Geräte aus der alten Salut 7 auf die MIR. Weitere Beistellungen der ehemaligen DDR waren kleine medizinische Geräte für Blutuntersuchungen und Messungen der Atmung. Carl-Zeiss Jena entwickelte u.a. die Mehrkanalfotokamera MKF-6-MA sowie das Sternorientierungssystem Astro1 für Arbeiten auf der MIR. Nach der Wiedervereinigung entwickelte das DLR-Institut für Weltraumforschung und Planetenerkundung, das aus dem IKF hervorgegangen war, die MKS-M weiter zur MOS- und MOMS-Kamera, die beide mit dem Modul Priroda 1996 zur MIR flogen.
Kooperation mit westlichen Partnern
Nach dem Ende des Kalten Krieges ermöglichte Russland im Rahmen internationaler Kooperationen westlichen Raumfahrtnationen die Nutzung seiner Raumstation. So konnten im Laufe der 15-jährigen Betriebszeit insgesamt 106 russische und ausländische Kosmonauten auf der MIR arbeiten. Deutsche Astronauten waren an insgesamt vier MIR-Missionen beteiligt: den beiden deutschen Missionen MIR '92 und MIR '97 sowie den beiden ESA-Missionen EUROMIR '94 und '95. Neben der Möglichkeit, wissenschaftliche und technologische Experimente in Schwerelosigkeit durchzuführen, konnten Wissenschaftler und Ingenieure während der MIR-Missionen vor allem auch neue Kenntnisse über das körperliche und psychische Verhalten von Menschen bei Langzeitraumflügen erlangen sowie Erfahrungen im Betrieb einer Raumstation sammeln. Besonders die in den letzten Jahren aufgetretenen technischen Pannen, die letztlich die russischen Kosmonauten mit ihren internationalen Kollegen erfolgreich gemeistert haben, brachten wertvolle Erkenntnisse, die jetzt für den Aufbau und den Betrieb der Internationalen Raumstation ISS von unschätzbarem Wert sind.
MIR'92
1990 wurde der deutsche Astronaut Klaus-Dietrich Flade für die russisch-deutsche Mission MIR '92 als Wissenschafts-Astronaut nominiert. Er nahm zusammen mit Dr. Reinhold Ewald, seinem "Ersatzmann", in Köln-Porz sowie im Sternen-Städtchen bei Moskau das Missionstraining auf, das neben dem allgemeinen Basis-Training auf die speziellen Bedingungen des Fluges und die Experimente vorbereiten sollte; hinzu kam eine intensive Schulung in russischer Sprache. Die einwöchige Mission vom 17. bis zum 25. März 1992 war nicht nur wissenschaftlich ein großer Erfolg, sondern auch ein Meilenstein in der deutsch-russischen Zusammenarbeit. Flade absolvierte im Verlauf der einwöchigen Mission 14 deutsche Experimente an Bord der MIR. Fünf Experimente davon aus den Bereichen Medizin/Biologie und Materialwissenschaften steuerte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt bei.
MIR'97
1997 besuchte Dr. Reinhold Ewald für 20 Tage vom 10. Februar bis zum 2. März 1997 die MIR. Mit 27 Experimenten aus den Bereichen Medizin, Lebens- und Materialwissenschaften war der Arbeitsplan an Bord der MIR dicht gefüllt. Die wissenschaftliche Missionsüberwachung oblag den Experten des DLR-Raumfahrt-Kontrollzentrums in Oberpfaffenhofen. Die Zusammenarbeit zwischen Bodenkontrolle und Besatzung während dieser Mission erwies sich als besonders gut: Extremsituationen wie z.B. ein Feuer an Bord der Station konnten beispielhaft gemeistert werden.
EUROMIR '94 und '95
Auf der ersten europäischen Mission EUROMIR'94 absolvierte der deutsche Wissenschaftsastronaut Ulf Merbold seinen dritten Flug im All vom 3. Oktober bis zum 4. November 1994. Thomas Reiter kann seit der zweiten europäischen Mission 3. September 1995 bis 29. Februar 1996 - den längsten Aufenthalt eines deutschen Astronauten im All vorweisen; zudem wurde der erste Weltraumspaziergang eines deutschen Astronauten ausgeführt.
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Dr. Hans-W. Gronert-Marquardt
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