Die totale
      Sonnenfinsternis
          am 29. März 2006

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Die totale Sonnenfinsternis am 29. März 2006 über Afrika, Europa und Asien

© Nils Kloth 2005: Ringförmige Sonnenfinsternis vom 3. Oktober 2005 in Spanien. Knapp 7 Jahre ist es nun her, dass wir im europäischen Raum eine totale Sonnenfinsternis hatten, nämlich direkt vor unserer Haustür in Deutschland. Nur wenige hatten von Petrus das Glück mitbekommen und konnten die damalige Finsternis mitverfolgen und zwar live und nicht im Fernsehen.
Nun ist es wieder soweit.
Zwar findet die diesjährige totale Sonnenfinsternis nicht in Deutschland statt, denn von dort aus ist sie nur partiell, also zum Teil, zu sehen. Die Ostfriesen können etwas über 20% der Bedeckung sehen und je weiter es in den Südosten geht, desto mehr wird zu sehen sein. Somit bekommen die Bayern immerhin schon ca. 40% der Bedeckung mit.
Die Finsternis beginnt im äußersten Brasilien, wandert über den Atlantik und trifft dann auf Afrika. Der Kernschatten benötigt für die Überquerung des Atlantiks gerade einmal 30 Minuten und das mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit von ca. 32.000 Kilometern pro Stunde. Die interessantesten Reiseziele dürften dann Libyen sein, denn dort findet die maximale Phase mit 4 Minuten und 7 Sekunden statt. Danach geht es weiter Richtung Ägypten, hier wird jedoch nur ein kleiner Teil mit einer totalen Phase beglückt. Anschließend geht es über das Mittelmeer zur Türkei.
Hier dürften sich die meisten Sonnenfinsternis-Anhänger befinden, denn die Türkei ist schnell und einfach zu erreichen. In der Türkei erwartet den Beobachter immerhin noch über 3 ½ Minuten totale Sonnenfinsternis! Antalya, ein sehr beliebter Urlaubsort liegt fünfzig Kilometer nordwestlich der Zentrallinie und zeigt die Sonne 3 Minuten und 11 Sekunden verfinstert. Auf der Zentrallinie sind es ganze 35 Sekunden mehr. Klingt nicht viel, wer jedoch einmal eine totale Finsternis erlebt hat, ist um jede weitere Sekunde glücklich!
Die Südküste der Türkei wird dabei um 11 Uhr 54 Minuten erreicht (MEZ) – Zeit genug, um alle Fotoapparate an den richtigen Standort seiner Wahl zu bringen oder es einfach nur visuell zu genießen.
Die Bewohner von Sivas erleben seit der totalen Sonnenfinsternis von 1999 nun eine zweite Finsternis, denn die diesjährige Sonnenfinsternis kreuzt die Bahn der ’99er.
Um 10 nach 12 Uhr (MEZ) erreicht der Kernschatten des Mondes das Schwarze Meer und dieses ist bei einer Geschwindigkeit von ca. 3.590 Kilometern pro Sekunde in ungefähr sechs Minuten überquert.
Anschließend wird das Kaukasusgebirge bedeckt, dass höchste Gebirge zwischen Europa und Asien. Nachdem Russland überquert und das Kaspische Meer gestreift wird erreicht der Mondschatten Kasachstan und in der Mongolei wird der Schatten seine Reise nach drei Stunden und zwölf Minuten beenden und im Weltraum verschwinden.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Die nächste Finsternis ist von der iberischen Halbinsel 2026 zu sehen, allerdings findet die Finsternis zu Sonnenuntergang statt. Wer es bis 2081 schafft, kann am Bodensee eine weiter totale Sonnenfinsternis beobachten. Sicherlich ereignen sich dazwischen auch noch einige wenige Finsternisse, jedoch manchmal recht weit weg. Betrachtet man die Möglichkeit mit einem Hin- und Rückflug, Hotel und Vollpension für ca. 320 Euro in die Türkei zu bekommen, bleibt nur zu hoffen, dass Petrus mitspielt und allen einen wolkenlosen Himmel bietet.

Wenn Sie die Möglichkeit besitzen, nehmen Sie dieses unbeschreibliche Himmelsschauspiel war – Sie werden es nicht bereuen.

An dieser Stelle soll auch auf die richtige Beobachtung sowie auf die Fotografie eingegangen werden.

Da die Sonne zu hell für das menschliche Auge ist, muß eine entsprechende Filterung zur Abschwächung des Sonnenlichtes erfolgen, denn sonst drohen irreparable Augenschäden oder Erblindung. Gerade ein Blick ohne Filter mit Fernglas, Kamera, Teleskop usw. führen innerhalb von Bruchteilen von Sekunden zur sofortigen Erblindung! Seien Sie sich dessen immer bewusst.

Um dies zu verhindern gibt es folgende Möglichkeiten:
Da gibt es die Projektion der Sonne durch ein Teleskop auf einen Sonnenschirm, was für eine kleine Menge von wenigen Personen gerade ausreichend ist oder die Filterung durch spezielle Sonnenfilterfolien. Sonnenfilterfolien sind speziell hergestellte Filter, welche einen ausreichenden und vor allem sicheren Schutz gewährleisten, eine CE-Kennzeichnung besitzen sowie nach EU-Norm hergestellt sind. Sonnenfilterfolien sind im Verhältnis zu anderen Methoden extrem preisgünstig. Daher dürften die meisten Anwender eine Sonnefinsternisbrille benutzen oder ein kleines Stück Filterfolie.
Die bekannteste und zugleich beste Sonnenfilterfolie dürfte die Baader AstroSolar™ Sonnefilterfolie sein. Diese gibt es in zwei unterschiedliche Versionen, einmal die visuelle Sonnefilterfolie (ND = Neutrale Dichte = 5) und die Sonnenfilter-PHOTO-Folie (ND=3,8). Die visuelle Variante reicht für die totale Sonnenfinsternis vollkommen aus und diese befindet sich auch in den Sonnefinsternisbrillen. Die fotografische Version hingegen kommt nur dann zum Einsatz, wenn extrem schlechte Wetterbedingungen herrschen sollten oder bei hoher Vergrößerung fotografiert werden soll.
Mit einer analogen Kleinbildkamera und der visuellen (ND=5) Folie werden Belichtungszeiten von ca. 1/250s erreicht. Bei der fotografischen (ND=3,8) Variante liegt die Belichtungszeit schon bei 1/2000s und kürzer!
In jedem Fall sollten Sie vor der totalen Sonnenfinsternis eine Aufnahmeserie mit verschiedenen Belichtungswerten anfertigen. So sehen Sie schon im Vorfeld, welche Belichtungszeit die richtige sein wird.
Erst wenn der letzte Sonnenstrahl durch die Mondscheibe oder Mondkugel verdeckt ist, nehmen Sie das Filter herunter und nehmen eine Belichtungsreihe auf, die zwischen einer Sekunde und ca. 10-20 Sekunden liegt auf. Legen Sie sich vorher einen festen Zeitplan an, damit Sie den fotografischen Teil so schnell wie möglich erledigt haben und sich dann nur noch auf die visuelle Beobachtung konzentrieren und diese in vollen Zügen genießen können. Schauen Sie auch mal während der Totalität durch ein Fernglas, Sie werden unzählige Feinheiten in der Korona sehen. Ein Liegestuhl wäre dazu optimal. Nach sehr kurzer Zeit werden die ersten Sonnenstrahlen durch die Mondkrater aufblitzen und dann müssen Sie sofort wieder die Filter aufsetzen, die Belichtungszeiten ändern und den Rest genießen bis der Mond die Sonne wieder freigegeben hat.

Folgende Punkte sollten Sie bei der Fotografie außerdem beachten/überlegen:

  • Fotografieren Sie mit Film oder per Digitalkamera?
  • Verwenden Sie keinen grobkörnigen Film (max. 400 ASA)
  • Haben Sie genügend Filme mit?
  • Fotografieren Sie auf Negativ- oder Diafilm? Oder beides?
  • Haben Sie genügend Speicherkarten und Akkus für Ihre Digitalkamera mit?
  • Falls Ihre Kamera einen separaten Sucher besitzt, muß dieser ebenfalls mit Filterfolie versehen werden!
  • Stellen Sie Ihre Digitalkamera auf unendlich oder fokussieren Sie manuell, denn die Automatik könnte gerade während der Totalität arge Probleme bekommen und alles unscharf wiedergeben.
  • Lösen Sie per Drahtauslöser oder per Selbstauslöser aus, um Verwacklungen zu vermeiden.
  • Legen Sie sich einen Zeitintervall fest, in welchen Abständen Sie eine Aufnahme machen möchten (z.B. alle 5 oder 10 Minuten). Wie sieht der Zeitplan während der Totalität aus (z.B. 1/2s, 1s, 2s, ..., 10s)?
  • Üben Sie mit Ihrer Kamera das Auslösen und verstellen der Belichtungszeit! Stoppen Sie dabei die Zeit, die Sie für Ihre Belichtungsreihen während der Totalität benötigen, damit Sie genügend Zeit für die visuelle Beobachtung haben. Versuchen Sie alles Blind(!) zu verstellen, damit Sie dabei die Finsternis beobachten können. Sie sollten dies im Schlaf beherrschen können!
  • Arbeiten Sie jedoch nicht zu hastig, denn die ganze Kombination von Kamera und Stativ kann schwingen und dies könnte die Aufnahme ruinieren.
  • Legen Sie rechtzeitig, ca. 20-30 Minuten vor der Totalen Phase einen neuen Film oder eine neue Speicherkarte ein. Es gibt nichts schlimmeres, als während der Finsternis einen Film zu wechseln! Falls dies passiert, genießen Sie lieber die Finsternis.
  • Die Trockenübungen können Sie bei gutem Wetter direkt an der Sonne ausprobieren, denn so sehen Sie gleich Verwacklungen. Die Totalität können Sie mit kleinerer Blende darstellen. Sie sehen dann auch, wie lange Sie ein Bild belichten können, eh die Bewegung der Sonne (Erde) herauskommt.
  • Legen Sie vorher eine frische Batterie ein.
  • Bei Videokameras müssen Sie ggfs. den Autofokus abschalten und die Belichtungszeit/Blende verkürzen, denn es kann durchaus vorkommen, dass die Videokamera trotz der visuellen Filterfolie nicht klar kommt, da sie noch zu empfindlich ist. In der totalen Phase müssen Sie dies wieder blitzartig umstellen können!
  • Bauen Sie sich eine stabile Filterfassung und befestigen z.B. ein Sicherheitsband (Stück Kordel) an Filter und Kamera. So brauchen Sie das Filter nur hängen zu lassen und haben es jederzeit Griffbereit zur Hand, wenn die Totalität vorbei ist.
  • Lassen Sie ein Tonbandgerät mitlaufen, welches die Stimmung oder Kommentare einfängt.

Richtige Filteranwendung

  • Sonne scheint: Nur mit Filter Beobachten, Filter immer vor jede Objektivöffnung!
  • Sonne ist vollständig verdunkelt: Ohne Filter Beobachten! Filter oder Sofi-Brille abnehmen!. Sie können jetzt gefahrlos auf die verdeckte Sonne blicken, es besteht keine Gefahr, solange kein Sonnenstrahl sichtbar ist. Alle Fotos müssen nun ohne Filter belichtet werden, dies hat selbstverständlich längere Belichtungszeiten bis ca. 10 Sekunden zur Folge. Bei Videoaufnahmen gilt dies ebenso (Filter ab und ggfs. die Belichtungszeit ändern). Sie brauchen auch nicht mit der Sofi-Brille auf den Monitor Ihrer Digitalkamera zu blicken, dies ist eh nicht gefährlich, da ein Monitor niemals so hell sein kann, wie die Sonne selbst. Sie sehen dort eher, ob Sie die Belichtungszeit richtig gewählt haben.
    Sobald der erste Sonnenstrahl wieder sichtbar wird, setzen Sie sofort wieder alle Filter auf, bzw. vor die Kameras usw.
    Der kleinste Sonnenstrahl ist schon wieder viel zu hell und kann Schäden verursachen!
  • Achten Sie bitte auch auf Ihre Kinder und Mitmenschen gleich welcher Nationalität, dass diese ebenfalls richtig die Sonnefinsternis beobachten.

Was ist zu sehen? © Nils Kloth 2005: Ringförmige Sonnenfinsternis vom 3. Oktober 2005 in Spanien.
Von Deutschland aus werden Sie nicht viel wahrnehmen, den die Sonne wird maximal zu knapp 40% bedeckt werden. Solange keine Schleierwolken die Sonne verdecken und diese soweit abdunkeln, dass mal kurz ohne Filter beobachtet werden kann, werden Sie nur etwas durch die Medien erfahren oder wenn Sie sich für Astronomie interessieren. Eventuell war es auch ein Tip eines Nachbarn.
Wenn Sie sich im Totalitätsstreifen aufhalten, nehmen Sie bei ca. 40-50% Bedeckungsgrad ein Abnehmen des Tageslichtes war. Ab 50% ist dies deutlich wahrnehmbar. Achten Sie von nun an auf Ihren eigenen Schatten und nehmen Sie die Umgebung war. Wenn Sie von Beginn an die Temperatur verfolgen, werden Sie feststellen, dass die Temperatur bis zur Totalität abnimmt. Dies kann bis zu 10 Grad Celsius betragen.
Kurz bevor der Mond die Sonnenscheibe vollständig bedeckt hat, tritt der Diamantring oder das Perlschnur-Phänomen in Erscheinung. Dies entsteht dadurch, dass der Mond keine runde Kugel ist, sondern mit Kratern übersäht ist und das Licht der Sonne sich gerade noch durch ein Mondkrater-Tal zwingen kann. Wenige Bruchteile von Sekunden später hat der Mond die Sonne nun komplett verdunkelt: Die Korona leuchtet auf und strahlt in ihrem vollem Licht! Bei genügend Sonnenaktivität sind nun auch Protuberanzen zu beobachten.
Die Korona hatte bei der Finsternis von 1999 eine türkis-grünliche Farbe und zeigte sich in sehr einzelnen, filigranen Strahlen die sich den Magnetfeldlinien der Sonne anschmiegten. Manchmal ließ einem nicht das Gefühl los, sie würde sich sogar bewegen. Genießen Sie diesen Anblick auch in einem Fernglas ohne Filter. Wenn Sie möchten, sollten Sie jetzt ganz kurz einen Blick auf den freiwerdenden Sternhimmel werfen. Venus als hellster Planet wird sofort sichtbar sowie Merkur, Mars (am Horizont) und die hellsten Sterne wie Formalhaut und einige aus dem Orion.
Die Temperatur hat nun ihren tiefsten Stand erreicht, dies läßt sich nach der Finsternis an einem Thermometer ablesen, welches die minimale und maximale Temperatur speichert. Wer es ausführlicher wissen möchte, misst parallel zum Foto die Temperatur im fünf oder zehn Minutentakt.
Eventuell wird auch ein leichter Wind spürbar, der nun aufkommt. Es ist die Rede vom Finsterniswind.
Sind Tiere in der Umgebung, z.B. Vögel, wird eine Abnahme ihrer Aktivität festgestellt.
Wenige Sekunden vor und nach der Totalität können fliegende Schatten gesehen werden. Es gibt nur wenige Berichte darüber, da die meisten sich halt die Finsternis selbst anschauen oder von ihr so begeistert sind, dass die Umgebung kaum wahrgenommen werden wird. Genau, wie der herannahende Mondschatten.
Fliegende Schatten sind Interferenzen in den unterschiedlichen Luftschichten und am besten per Videoaufzeichnung wahrnehmbar. Dazu wird ein größeres Tuch flach auf den Boden gelegt und die Videokamera nimmt dies dann ca. fünf Minuten vor Finsternisbeginn auf und die Aufnahme wird erst wieder ca. fünf Minuten nach der Finsternis gestoppt. Fliegende Schatten sind jedoch sehr unauffällig. Interessanter ist da die Beobachtung und Veränderung des eigenen Körperschattens zu verfolgen.

Einige wichtige Kontaktzeiten zur partiellen Phase (Zeit: MESZ):

 

Ort
Beginn
Maximale Phase
Bedeckungsgrad in %
Ende
Aachen
11:44
12:39
25
13:34
Augsburg
11:41
12:42
36
13:43
Berlin
11:50
12:49
32
13:47
Bonn
11:44
12:40
27
13:36
Braunschweig
11:49
12:45
29
13:42
Bregenz
11:38
12:39
35
13:41
Chemnitz
11:47
12:47
35
13:47
Essen
11:46
12:40
25
13:36
Tübingen
11:40
12:40
33
13:40
München
11:40
12:42
37
13:45

 

Einige wichtige Kontaktzeiten zur totalen Phase (Zeit: UT (Türkei + 3 Stunden)):

© Oliver Pollmann; Sofi vom 21.06.2001 in Lusaka (Airport/Sambia), Teleopjetiv 500 mm f/8,  Belichtungszeit 1/500 s, Film: Fuji Superia 200 ASA

 

Ort
Beginn
Maximale Phase
Dauer
Ende
Libyen: Musaid
09:20:02
10:38
3:58
11:59:52
Ägypten: As Saloum
09:20:10
10:38:09
3:55
11:59:59
Türkei: Antalya
09:37:33
10:54:24
3:11
12:12:47
Türkei: Konya
09:41:44
10:57:58
3:36
12:15:46
Türkei: Side
09:38:28
10:56:58
3:44
12:13:40

 

Wie immer dürfen Sie uns Ihre Bildergebnisse für unser Fotoalbum schicken.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

 




© Nils Kloth 2006 - 2008

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Letzte Änderung: 26. März 2006